Das Aktionsprogramm Schutzwald basiert auf der österreichischen Waldstrategie und ist als Umsetzungsprogramm konzipiert. Die Expertinnen und Experten haben folgende Ziele und Grundsätze definiert:
- Rasche Wiederherstellung bzw. Ausbau der Schutzfunktionalität der Wälder in Österreich erreichen: Im Schutzwald ist der Schutzzweck übergeordnet!
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Verstärktes Bewusstsein dafür entwickeln, welche Leistungen der Wald zum Schutz des Eigentums und Lebensraums leistet – damit Begünstigte zu Beteiligten machen.
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Schutzwälder werden klimafit und resilienter gegen biotische und abiotische Gefahren und deren Folgewirkungen.
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Raumnutzungsansprüche an den Schutzwald sind nachhaltig und ausgewogen.
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Akteure, die den Nutzen haben, beteiligen sich angemessen an den Maßnahmen zur Sicherung des Schutzwaldes.
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Die Bewirtschaftung der Schutzwälder soll für Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer attraktiv sein.
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Schutzwald ist wertvoller Lebensraum für Pflanzen und Tiere.
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Forschung und Ausbildung erweitern die Wissensbasis für Anpassungen im Schutzwald.
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Das Schutzwaldmanagement erfolgt effizient und wirkungsorientiert.
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Auch über Grenzen hinaus ist eine europäische Schutzwaldpolitik notwendig.
Zur Erreichung dieser Ziele und Grundsätze wurde ein Programm erstellt, welches sowohl in der öffentlichen Darstellung als auch hinsichtlich seiner Aktionen Wirkung erzielen soll.
„1 Aktionsprogramm – 10 Leuchttürme – 1000 umgesetzte Projekte in den nächsten Jahren – 1 Mio. Euro für Forschung – 100 Mio. Euro für Umsetzung“ .
Pro Jahr sollen zukünftig rund 30 Mio. Euro an Bundesmitteln direkt oder indirekt in Maßnahmen zur Verbesserung und Erhaltung der Schutzwirkung des Waldes investiert werden. Folgende weitere Handlungsschwerpunkte wurden festgelegt:
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Rechtssicherheit und Planungssicherheit: Das Aktionsprogramm legt eine bundeseinheitliche Darstellung der Schutzwaldflächen in Österreich fest. Ziel ist die effektive Unterstützung von Forstbehörden und Waldeigentümerinnen sowie Waldeigentümern vor Ort, beispielsweise durch ein Geodaten Portal und Digitalisierung.
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Handlungsbedarf sichtbar machen: Eine abgestimmte Priorisierung der Schutzwaldflächen mit erhöhtem Sanierungsbedarf steuert erforderliche Maßnahmen nachhaltig.
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Bundesweite Waldtypisierung erreichen: Die Umsetzung einer bundesweiten Waldtypisierung auf Schutzwaldflächen unter Berücksichtigung des Klimawandels ermöglicht, ein auf den Standort abgestimmtes Behandlungskonzept für den Schutzwald zu entwickeln.
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Planungseinheiten regionalisieren: Es ist ein zentrales Ziel des BML, den Schutzwald als Regionenthema, z.B. auch im ÖREK 2030, zu positionieren. Es sollen größere Planungseinheiten, z.B. in der Gemeinde und Talschaft, durch angepasste Beratungsleistung und Integralplanung im Schutzwald abgewickelt werden.
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Raumplanungsagenden integrieren: Die Verschränkung der lebensraumorientierten und wildökologischen Raumplanung mit Aspekten des Naturgefahrenmanagements, der allgemeinen sowie forstlichen Raumplanung, Biodiversität, Tourismus und Betriebswirtschaft sind sektorenübergreifend abzustimmen. Der Brückenschlag zwischen allgemeiner Raumplanung und Schutzwald soll nachhaltig hergestellt werden.
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Solidarität fördern: Die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Kooperationsformen der Schutzwaldpflege zwischen Waldeigentümerinnen und Waldeigentümern und Begünstigten sind zu schaffen und auf lokaler und regionaler Ebene zu implementieren. Beispiele sind Genossenschaften, Verbände und Vertragsschutzwaldkonzepte.
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Innovationspotentiale nützen: Technologische Potenziale werden stärker strukturell unterstützt und ausgeschöpft – wie z.B. im Bereich Fernerkundungsdaten, Digitalisierung oder Folgeabschätzungen von Extremwetterereignissen und Klimaszenarien. Ebenso soll die Technologisierung der Holzernte und Wertschöpfungskette im Schutzwald forciert werden.
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Schutzwald im Bewusstsein der Gesellschaft: Informationen über den Schutzwald werden sowohl bundesweit als auch regional-spezifisch erstellt und vielfältig verteilt. Schutzwald soll in das öffentliche Bewusstsein der Menschen gerückt werden und als Element der Daseinsvorsorge erkannt werden.
Zur Umsetzung des Aktionsprogramms sind bis 2024 folgende Meilensteine als erste Umsetzungsschwerpunkte in den Jahren 2020/2021 geplant:
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Schutzwaldzentrum Traunkirchen am Waldcampus Österreich eingerichtet.
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Schutzwaldbezogene Geoinformationen bundesweit verfügbar und veröffentlicht.
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Öffentlichkeits- und Informationskampagne 2021 für den Schutzwald.
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Informationsseiten Schutzwald im Internet eingerichtet (www.schutzwald.at).
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Einheitlicher digitaler Schutzwaldplan (Maßstab 1:50.000) für ganz Österreich ist 2020 abrufbar. Evaluierung im Jahr 2021.
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Schutzwald-Investitionsprogramm des Bundes genehmigt, Fördersystem (Katastrophenfond) eingerichtet.
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Maßnahmenpläne für das Programm „Ländliche Entwicklung“ (LE 2021-27) präsentiert.
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Ein europäisches Verwaltungsnetzwerk für den Schutzwald ist aktiv.
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Expertise zu neuen Finanzierungs- und Transfermodellen für den Schutzwald liegt vor.
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Pilotprojekt Erfolgskontrolle zu regionalen Schutzwaldmaßnahmen abgeschlossen.
Diese und zahlreiche weitere Aktionen sind auf eine nachhaltige Erhaltung der Schutzfunktion ausgelegt. Die Extremereignisse 2018 und 2019 haben gezeigt, dass unmittelbares Handeln und Sofortmaßnahmen ebenso essentiell sind:
• Ausnahmeregelung zur Schadholzlagerung;
• vorhersehbare Borkenkäfersituation – Einrichtung und Betreibung von Nasslagern in Zukunft mit bis zu 80 Prozent gefördert sowie
• Flächenwirtschaftliche Projekte nach dem Sturmtief „Vaia“ im Oktober 2018 und anderer Schadereignisse (zum Beispiel Murenabgänge im November 2019), die viele Schutzwaldflächen in Südösterreich entwaldet haben. Insgesamt sollen 103 Mio. Euro zur Wiederherstellung der Schutzwirkung in den Schadensgebieten investiert werden.
Das vorliegende Aktionsprogramm „Schutzwald“ ist der Startschuss für eine konsequente Verbesserung und zukunftsorientierte Entwicklung unserer Schutzwälder. Die Umsetzung ist Verbundaufgabe der vielen Stakeholder. Zentrales Element ist ein dauerhafter Dialog der Akteure, sowohl auf Bundesebene als auch in den Ländern, Regionen und Gemeinden.