Die Wälder des sommerwarmen Ostens Österreichs, des nördlichen Alpenvorlandes sowie des Wald- und Mühlviertels werden sich im Klimawandel drastisch verändern, bis zu 4 Grad Celsius höhere Jahresmitteltemperaturen werden erwartet. Daher befasst sich der im Aktionsprogramm Schutzwald - "Wald schützt uns" - enthaltene Leuchtturm "Schutzwald erhalten und wiederherstellen" mit der standortangepassten Pflege und Bewirtschaftung unter Einbezug von zukünftigen Klimaszenarien. Das BML beauftragte dazu im Juli 2022 ein Konsortium unter der Beteiligung des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) mit dem Projekt „FORSITE II – Erarbeitung der ökologischen Grundlagen für eine dynamische Waldtypisierung in Oberösterreich, Niederösterreich und im Burgenland“.
Dieses Projekt umfasst eine moderne Standortskartierung unter heutigen und künftigen Klimabedingungen. Die Frage des Standortes ist eine der wichtigsten in der Forstwirtschaft, da davon die Baumartenwahl und die waldbauliche Behandlung abhängen. Aus diesem Grund werden im Projekt FORSITE II digitale thematische Karten erstellt, welche die derzeitigen und die künftigen Umweltbedingungen für die Wälder dieser drei Bundesländer zeigen. Damit wird es möglich, die Veränderungen der Standorte in der nahen Zukunft und in der fernen Zukunft darzustellen.
Umfassende Erhebungen
Die Erhebungsarbeiten werden in der Vegetationsperiode 2022 mit zehn Erhebungsteams durchgeführt. Insgesamt werden auf mehr als 1000 Aufnahmeflächen Informationen zu Topografie, Substrat, Boden, Bestand, Vegetation und Zuwachs im Gelände erhoben. Auf mehr als 400 Flächen werden zudem Boden- und Substratproben gezogen und chemische sowie physikalische Parameter gemessen.
Ergebnisse von zusätzlichen Messflächen werden eine Validierung der Messergebnisse erlauben. Weitere Aufnahmeteams erarbeiten im Gelände die Grundlagen einer Karte der Substrate im Projektgebiet.
Digitales waldbauliches Beratungswerkzeug für forstliche Praxis
Basierend auf den Erhebungen der Standortseigenschaften und bereits vorliegenden Datenbeständen (wie z.B. zu Klimaparametern, digitales Höhenmodell, Bodendaten aus früheren Projekten) werden Modelle zur Klassifikation angewendet, um den Wärme-, Nährstoff- und Wasserhaushalt der Waldstandorte zu charakterisieren und flächendeckend als Themenkarten darzustellen. Durch die Verschneidung der einzelnen Themenkarten können sodann für die gesamte Waldfläche Standortseinheiten mit bestimmten Merkmalskombinationen abgeleitet und räumlich dargestellt werden.
Als Endprodukt wird ein Beratungsinstrument für die forstliche Praxis zu entwickelt, welches für jeden Waldort des Untersuchungsgebiets konkrete Empfehlungen für eine standortsangepasste, „klimafitte“ Baumartenwahl unter dem Aspekt des Klimawandels bietet. Es ermöglicht den Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern, die Auswirkungen der Klimaerwärmung auf ihren Wald für die nächsten 80 Jahre digital in hoher räumlicher Auflösung (Maßstab 1:25.000) abzurufen und in ihre waldbaulichen Entscheidungen insbesondere bei der Baumartenwahl einfließen zu lassen.
Das Projekt leitet die Universität für Bodenkultur (BOKU), Projektpartner sind neben dem BFW die Karl-Franzens-Universität Graz, WLM Büro für Vegetationsökologie und Umweltplanung, ALPECON Wilhelmy Technisches Büro für Geowissenschaften, mjp Ziviltechniker GmbH, die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und die Geologische Bundesanstalt (GBA). Gefördert wird ForSite II durch das BML im Rahmen des österreichischen Waldfonds.