Im vergangenen Jahr 2021 konnten wesentliche Meilensteine im Aktionsprogramm Schutzwald - "Wald schützt uns!" umgesetzt und realisiert werden. Zusammenfassend eine Rückschau auf die wichtigsten Aktivitäten im Rahmen der Österreichischen Schutzwaldpolitik sowie ein Blick auf das neue Jahr 2022.
Digitalisierungsinitiative
Der wichtige Meilenstein „Flächenhafte Geodaten“ des Aktionsprogrammes konnte mit der Evaluierung der Hinweiskarte Schutzwald erfolgreich abgeschlossen werden. Die Kulisse potentieller Schutzfunktionsflächen liegt nun in überarbeiteter Version vor unter Berücksichtigung lokaler Expertise der Forstabteilungen der Bundesländer sowie den Dienststellen der Wildbach- und Lawinenverbauung.
Die im Rahmen der Digitalisierungsinitiative in Auftrag gegebene BFW-Machbarkeitsstudie verwendet die überarbeitete Version der Hinweiskarte Schutzwald zur weiteren Erstellung mehrerer, schutzwaldspezifischer Fach-Layer. Zur kartographischen Ausweisung der „Kampfzone des Waldes“ passt derzeit eine Arbeitsgruppe unter Federführung des Bundesforschungszentrums für Wald die Definition laut Forstgesetz auf praktische Umsetzbarkeit an.
Homepage www.schutzwald.at
Die Homepage www.schutzwald.at liefert laufend Informationen zum Thema Schutzwald, informiert über aktuelle Ereignisse und Veranstaltungen und trägt so wesentlich zur Erweiterung des Bewusstseins für die „grüne Schutzinfrastruktur“ bei. Diese Wissensplattform ist seit 2021 auch in Englischer Sprache verfügbar und präsentiert den Schutzwald in Österreich auch für internationales Publikum.
Schutzwaldzentrum
Das Schutzwaldzentrum am WALDCAMPUS Österreich dient als zentrales Netzwerkknotenpunkt und ist ein Kooperationsprojekt zwischen Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, Österreichische Bundesforste AG, Bundesforschungszentrum für Wald und der Universität für Bodenkultur Wien. Die aktuelle Corona-Pandemie bremste zwar einige Arbeitsthemen, forciert werden konnte aber bereits das gemeinsame Projekt „Modelleinzugsgebiet Rindbach“. Das Naturlaboratorium soll dazu dienen, verschiedenste Prozesse in den Themenbereichen Naturgefahren und Wald gemeinsam zu betrachten. Ein erstes Forschungsprojekt mit Federführung der BOKU und BFW ist mit Beginn 2022 geplant.
Veranstaltungen
Zur Forcierung der Schutzwaldthematik, zur Vernetzung verschiedenster Akteure sowie zur Steigerung des Bewusstseins konnten im Jahr 2021 wesentliche - im Aktionsprogramm „Wald schützt uns!“ verankerte - Veranstaltungen durchgeführt werden.
Die Bundesschutzwaldplattform 2021 fand im Rahmen des Österreichischen Walddialogs unter Federführung des BMLRT, gemeinsam mit den Kooperationspartnern Österreichischer Schutzwaldverein, Österreichischer Gemeindebund, Waldverband Österreich, Land&Forst Betriebe Österreich und dem Bundesforschungszentrum für Wald am 9. und 10. September statt. Die als Webinar durchgeführte Veranstaltung versuchte neben aktuellen Themen aus Wissenschaft und Praxis vor allem den Diskurs zum Schutzwald zu fördern.
Die im Rahmen der 33. Session der FAO – Working Party on the Management of Mountain Watersheds durchgeführte Online-Fachkonferenz zum Thema “Retentionswirkung des Waldes” zeigte neben aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen auch Praxisaspekte in der Schutzwaldbewirtschaftung. Internationale Beiträge von Frankreich bis Japan zeigten die unterschiedlichen Herausforderungen.
Ein besonders wichtiger Meilenstein des Aktionsprogrammes stellt der „Sachstandsbericht“ zur Schutzwaldforschung in Österreich – Wissensstand und Forschungsbedarf – dar. Die in Federführung des BFW erstellte Publikation umfasst Beiträge von 65 Autorinnen und Autoren in über 18 verschiedenen Themenbereichen. Die formulierten Forschungsdefizite und -lücken bieten Anhalt für zukünftige Entwicklungsprojekte.
Investitions- und Förderprogramm
Große Bedeutung haben Investitions- und Fördermaßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung der bestehenden Schutzinfrastruktur sowie zur unmittelbaren Behebung von Katastrophenschäden (Sofortmaßnahmen) im Schutzwald. Bedingt durch den Klimawandel ist eine Zunahme von Wetterextremereignissen mit teils zerstörerischer Wirkung für Schutzwälder zu beobachten. Im Jahr 2020 wurden seitens der öffentlichen Hand über 153 Mio. Euro in den Schutz vor Naturgefahren in Österreich investiert. So wurden mehr als 1.300 Projekte (Hochwasserschutz und Wildbach und Lawinen) ermöglicht, die Siedlungen und wichtige Infrastruktur nachhaltig schützen. Mit Flächenwirtschaftlichen Maßnahmen im Objektschutzwald wurden 2020 insgesamt 30,7 Millionen Euro durch Bund (WLV) und Länder für die Regionen eingesetzt. Mit dem Jahresarbeitsprogramm des Bundes können über eine modernisierte Datenbankschnittstelle die Budgetplanungen gemeinsam mit den zuständigen Abteilungen der Ämter der Landesregierungen (Landesforstdirektionen) akkordiert und genehmigt werden. Die wichtigsten Investitions- und Förderprogramme stammen aus dem Katastrophenfonds sowie aus finanziellen Mitteln der Ländlichen Entwicklung und aus dem Waldfonds der Bundesregierung.
Europäische Schutzwaldpolitik
Die Abteilung III/4 des BMLRT versucht die Vernetzung internationaler Akteure im Bereich des Naturgefahrenmanagements sowie im Themenbereich Schutzwald zu forcieren und ist in der FAO-Working Party on the Management of Mountain Watersheds engagiert. Als Chair der Working Party der vergangenen 4 Jahre war die Abteilung verantwortlich für die Organisation der 32. und 33. Session, letztere ausgetragen als Hybrid-Veranstaltung von 13.-15. Oktober 2021 am WALDCAMPUS Österreich sowie online via ZOOM. Auch weiterhin wird das BMLRT Abteilung III/4 als Co-Leader in den bestehenden Working Groups stark vertreten sein.
Aktivitäten zur Steigerung des Bewusstseins
Um das Thema Schutzwald als „grüne“ Infrastruktur zum Schutz gegen Naturgefahren ständig präsent zu halten und das Bewusstsein dafür zu schärfen, konnten im Jahr 2021 etliche Fachartikel publiziert werden. Außerdem wurde das Thema auf verschiedenen Social-Media Kanälen gezielt gestreut, um den Schutzwald und seine Bedeutung zur nachhaltigen Sicherung des Lebensraumes ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken.
Arbeitsgruppe „Flächenwirtschaftliche Projekte der Wildbach- und Lawinenverbauung unter Berücksichtigung wildökologischer Aspekte“
Die Arbeitsgruppe dient dazu, um eine nachhaltige Verbesserung der wildökologischen Situation in Flächenwirtschaftlichen Projekten zu erzielen und die Wirkung der Maßnahmen in der Schutzwaldverbesserung durch den Einsatz von Investitionsmitteln nachhaltig zu garantieren. Die Einbindung verschiedener Akteure ermöglicht einen breiten und integralen Zugang zu diesem Thema. Das erarbeitete Positionspapier soll als Ergebnis in weiterer Folge in die Technische Richtlinie der Wildbach- und Lawinenverbauung implementiert werden.
Vorschau auf das Jahr 2022
Im Jahr 2022 wird das Aktionsprogramm „Wald schützt uns!“ weiter forciert und mit der Fortführung bereits gestarteter sowie dem Beginn neuer Meilensteine versucht, die Schutzwaldsituation in Österreich nachhaltig zu verbessern.
Entwicklungsprojekte
Weitere Entwicklungsprojekte dienen dazu, gezielt innovative Strategien in der Schutzwaldpolitik fortzuführen und neue zu etablieren. Die im Sachstandsbericht „Schutzwaldforschung in Österreich“ definierten Lücken und offenen Fragen sind eine wesentliche Basis dafür. Die angesprochenen Defizite in der Forstgenetik im Schutzwald sowie forstbetriebliche und steuerliche Aspekte der Schutzwald-Bewirtschaftung werden mit Beginn 2022 forciert. Weitere wichtige Themen wie Entwicklungen in der Hochlagenaufforstung wie auch die volkswirtschaftliche Bedeutung der österreichischen Schutzwälder sollen in weiterer Folge berücksichtigt werden.
Schutzwaldpreis
Im Rahmen des Staatspreises für besondere Waldbewirtschaftung wird erstmals der Österreichische Schutzwaldpreis verliehen. Die Veranstaltung findet voraussichtlich im Herbst 2022 statt.
Weiterbildungs- und Lehrmaterial
Neu entwickeltes und qualitätsgesichertes Lehrmaterial soll zur weiteren Förderung des Bewusstseins sowie als fundiertes Praxis-Wissen für die Themenbereiche Schutzwald und Naturgefahren dienen. Das bereits sehr erfolgreich geführte Bildungsprojekt „Biber Berti“ (Altersgruppe Kinder und Jugendliche) dient als Vorbild.
Digitalisierungsoffensive
Im Rahmen der Digitalisierungsoffensive werden in einem neuen Web-GIS Kartenfenster erweiterte Layer zum Schutzwald bereitgestellt. Außerdem werden bundesweite kartographische Ausweisungen erarbeitet, um eine risikobasierte Priorisierung der Schutzwaldflächen für Interventionsmaßnahmen vorzunehmen und die gegenüber Waldbrand besonders gefährdeten Bereiche darzustellen.