Der Klimawandel beeinflusst durch steigende Temperaturen, häufigeres Auftreten von Extremereignissen und Stürmen sowie länger andauernden Trockenperioden die Multifunktionalität von Wäldern.
Auswirkungen auf die Schutzwirkung
Im Schutzwald können die Auswirkungen des Klimawandels je nach Standort und Naturgefahrenprozess negativ oder positiv sein. An bisher zu kalten Lagen wird sich die Schutzwirkung verbessern, weil sich der Wald dort ausbreiten kann und dichter wird. An zukünftig zu trockenen Standorten wird hingegen besonders ab der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts die Mortalität der Bäume zunehmen, denn an die höheren Temperaturen und die zunehmende Trockenheit können sich vor allem heimische Baumarten wie die Fichte schlecht anpassen.
Große Einbußen bezüglich der Schutzwirkung werden auch im Zusammenhang mit großflächigen Störungen im Wald auftreten. Waldbrände werden mit der Zunahme der Häufigkeit von Dürreperioden, mehr brennbarer Biomasse im Wald sowie einer Abnahme der Schneebedeckungsdauer häufiger auftreten. Auch Borkenkäferkalamitäten werden sich unter dem Einfluss des Klimawandels vermehren, da höhere Temperaturen und längere Trockenperioden die Widerstandskraft der Wirtsbäume schwächen und eine rasche Entwicklung der Käfer ermöglichen. Vor allem der Fichtenborkenkäfer nützt die Schwäche der Bäume aus, um sich durch die Rinde zu bohren und sich explosionsartig zu vermehren. Wegen der in Österreich weit verbreiteten Fichtenmonokulturen kann er so innerhalb einer Saison eine riesige Zahl an Bäumen befallen.
Naturgefahrenprozesse
Auch die verschiedenen Naturgefahrenprozesse werden sich im Zuge des Klimawandels verändern. Die Bedeutung des Waldes beim Lawinenschutz wird abnehmen, denn die Temperaturerhöhung wirkt sich auf die Schneesituation aus, wodurch die Zeitdauer mit für Lawinen kritischer Schneemächtigkeit kürzer wird. Prognosen zufolge wird vor allem in tieferen Lagen der Lawinenschutz im Vergleich zu anderen Waldfunktionen seine Bedeutung verlieren. Für Rutschungen, Hochwasser und Steinschläge hingegen wird die Bedeutung der Schutzwirkung jedoch steigen. Durch höhere Temperaturen kommt es zu einem größeren Regenanteil am Niederschlag, wodurch die Wahrscheinlichkeit von Bodenerosion und flachgründigen Rutschungen erhöht wird. Hinzu kommt, dass der Boden nach Trockenheitsperioden weniger Wasser aufnehmen kann und so die Oberflächenerosion zusätzlich erhöht. Auch die Waldwirkung gegenüber Hochwasser wird in der Folge des Klimawandels wichtiger, da wegen geringerer und kürzerer Schneebedeckung zukünftig mit einer längeren Hochwassersaison gerechnet werden muss.
Schutzwaldmanagement
Um den natürlichen Naturgefahrenschutz des Waldes auch in Zukunft zu gewährleisten, sind weit vorausschauende Entscheidungen und gute Planungsgrundlagen wichtig, welche die sich ändernden Umweltbedingungen berücksichtigen. Auf bereits trockenheitslimitierten Standorten gehören waldbauliche Eingriffe, kombiniert mit Waldbrandprävention und die Förderung von an Trockenheit angepasste Baumarten zu den wichtigsten Steuerungsinstrumenten zur Erhaltung der Schutzwirkungen. Verjüngungen sollten verstärkt dazu genutzt werden, die Baumarten an die Anforderungen des zukünftigen Klimas anzupassen. Wo heimische Baumarten nicht mehr überlebensfähig sind, müssen im Schutzwald längerfristig auch Pflanzungen anderer Baumarten sowie im Extremfall technische Verbauungen zur Unterstützung des Naturgefahrenschutzes ins Auge gefasst werden.
Quelle: Bebi,P.; Bugman, H.; Lüscher, P.; Lange,B.; Brang, P. (2016): Auswirkungen des Klimawandels auf Schutzwald und Naturgefahren. In: Pluess, A.R.; Augustin, S.; Brang, P. (Red.), Wald im Klimawandel. Grundlagen für Adaptationsstrategien. Bundesamt für Umwelt BAFU, Bern; Eidg. Forschungsanstalt WSL, Birmensdorf; Haupt, Bern, Stuttgart, Wien. 269-285.